Zum Inhalt der Seite

Wolfskinder

DoflamingoXCrocodile (AU)
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Part I: Sechster Sinn

Crocodile seufzte frustriert auf und zog zum allerersten Mal ernsthaft in Erwägung, einfach im Bett liegen zu bleiben und das Kind solange schreien zu lassen, bis es von selbst wieder Ruhe gab. In dieser Nacht war er mindestens schon ein Dutzend mal aus dem Schlaf gerissen worden und der Sonnenaufgang war noch lange nicht in Sicht. Schlussendlich raffte Crocodile sich allerdings doch auf, nahm den schreienden Welpen hoch und versuchte ihn zu beruhigen. Wenigstens Doflamingo sollte einige Stunden Schlaf finden, dachte er sich, während er prüfte, ob die Windel des Säuglings voll war. Der Wolf war bis spätabends noch auf Jagd gewesen und hatte ein unwahrscheinlich großes und schweres Wildschwein mit nach Hause gebracht.

Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, handelte es sich bei dem schreienden Welpen um denjenigen, der ihnen gestern Abend schon so viel Ärger gemacht hatte. Auch dieses Mal hatte er trockene Windeln und lehnte das Fläschchen Milch ab, das ihm angeboten wurde. Weder das Schlaflied, das Crocodile ihm leise vorsang (Doflamingo hatte es ihm beigebracht), noch sein Schnuller konnten ihn beruhigen. Es war zum Verrücktwerden!

Crocodile seufzte und fuhr sich mit der rechten Hand durch sein dunkles Haar. Er gab es nur ungern zu, doch um ehrlich zu sein, wuchs seine Sorge mit jeder Minute. Irgendetwas stimmte mit diesem kleinen Jungen nicht. Ob er wohl krank war? Oder vielleicht fehlte ihm seine Mutter, schoss es Crocodile durch den Kopf und er konnte nicht verhindern, dass ihn dieser Gedanke betrübte. Wieder wurde er daran erinnert, dass Doflamingo darauf bestand die Welpen bald wegzugeben. Es war bestimmt nicht gut für ein solch kleines Kind, dachte Crocodile, wenn es ständig weitergereicht wurde, sich an eine neue Umgebung und neue Eltern gewöhnen musste.

"Wenn er sich einfach nicht beruhigen lassen will, dann leg ihn wieder hin und versuch den Lärm zu ignorieren", hörte er plötzlich Doflamingo mit müder Stimme flüstern, als er dem weinenden Säugling zum zweiten Mal das Fläschchen anbot. "Manchmal schreien Kinder ohne Grund. Es gibt nichts, was wir dagegen tun können."

Auch wenn Crocodile sich dessen bewusst war, dass sein Partner vermutlich recht hatte, erwiderte er: "Ich kann nicht einfach so tun als wäre er ein kaputtes Radiogerät, Doflamingo. Ich möchte nicht, dass der Kleine denkt, er wäre uns egal."

"Er denkt überhaupt nichts", wandte Doflamingo ein, der von dem Geschrei des kleinen Kindes sichtlich genervt wirkte; auch er war in dieser Nacht schon mehrmals aufgestanden, um sich um die Welpen zu kümmern. "Er ist ein Baby und noch viel zu klein, um zu verstehen, was wir beide tun. Du solltest versuchen wenigstens noch ein, zwei Stunden Schlaf zu finden. Die anderen beiden Kinder sind ja meistens relativ ruhig."

"Auch wenn er vielleicht noch nicht versteht, was vor sich geht, bin ich überzeugt davon, dass er es fühlt", wandte Crocodile ein. Er konnte die gleichgültige Haltung seines Partners überhaupt nicht nachvollziehen. Wie konnte dieser bloß solch herzlose Dinge sagen? Da war selbst dessen Müdigkeit keine angemessene Entschuldigung mehr. "Und ich möchte ihm keine negativen Gefühle vermitteln. Obwohl er noch so jung ist, hat er schon viele schlimme Dinge miterlebt. Er hat es verdient, dass wir uns gut um ihn kümmern."

Crocodile konnte Doflamingo leise seufzen hören; kurz darauf vernahm er das Geräusch von Decken und Fellen, die zur Seite geschoben wurden. Sein Partner stand auf. "Man könnte meinen, es wären deine eigenen Kinder, so fürsorglich wie du dich um sie kümmerst", murmelte Doflamingo und rieb sich mit der linken Hand über sein vom Schlaf noch ganz zerknittert wirkendes Gesicht. "Gib ihn mir mal. Vielleicht habe ich mehr Glück und kann ihn ruhig stellen."

Vorsichtig reichte Crocodile den kleinen Jungen an seinen Partner weiter. Doflamingo ging mit dem Säugling ein wenig im Raum umher, wiegte ihn sanft und kraulte sein Bäuchlein, doch nichts wollte helfen. Der Welpe schrie und weinte ohne Unterlass; er wollte sich einfach nicht beruhigen lassen.

"Meinst du, dass er womöglich krank ist?", fragte Crocodile den Wolf mit besorgter Stimme. "Vielleicht tut ihm irgendetwas weh, doch weil er noch zu klein ist, um zu sprechen, schreit er stattdessen und teilt uns auf diese Weise mit, dass etwas nicht stimmt?"

Doflamingo zuckte mit den Schultern. Beunruhigt stellte Crocodile fest, dass auch sein Partner, den er bisher immer für eine Art Experten gehalten hatte, was die Pflege von Säuglingen anging,

allmählich nicht mehr weiter zu wissen schien. "Alles mögliche könnte der Grund für sein Geschrei sein", meinte Doflamingo schließlich. "Eine Verletzung habe ich jedenfalls nicht an seinem Körper ausmachen können. Auch seine beiden Geschwister sind unverletzt. Ich habe jeden einzelnen der Welpen genau untersucht. Zumindest äußerlich machen sie einen sehr gesunden Eindruck."

Gerade als er das letzte Wort zu Ende gesprochen hatte, wurde das Geschrei des kleinen Säuglings in seinem Arm ein wenig leiser. Crocodile warf dem Baby einen verwunderten Blick zu: Wieder einmal war das Köpfchen vor lauter Schreien und Weinen knallrot angelaufen. "Er scheint sich wieder zu beruhigen", meinte Crocodile und strich dem Welpen mit einer Hand zärtlich durch sein helles Haar.

"Endlich", seufzte Doflamingo und klang außerordentlich erleichtert.

"Woran liegt es, dass er ruhiger wird?", fragte Crocodile interessiert nach. "Wir haben doch gar nichts Besonderes getan."

"Vermutlich geht ihm einfach die Luft aus", erwiderte sein Partner gelassen. "Säuglinge sind sehr ausdauernd, wenn es ums Schreien geht, doch auch sie haben eine Grenze. Ich hoffe sehr, dass dem Kleinen allmählich die Puste ausgeht. Vielleicht finden wir beide dann doch noch ein paar Stunden Schlaf in dieser Nacht."

Crocodile nickte. Auch er freute sich auf die Aussicht, zur Abwechslung wenigstens einmal eine halbe Nacht lang durchzuschlafen, doch trotzdem ließ ihm die Sorge um den kleinen Welpen keine Ruhe. Er hoffte von ganzem Herzen, dass dieser tatsächlich gesund war.

Aufgewühlt sah Crocodile dabei zu, wie Doflamingo den kleinen Jungen wieder hinlegte und ihn liebevoll zudeckte. Er streichelte ihm noch für ein paar Minuten über sein Köpfchen, um ihm beim Einschlafen zu helfen, und seufzte erleichtert auf, als endlich leise und gleichmäßige Atemzüge zu hören waren.

"Wir sollten uns auch schlafen legen", meinte Doflamingo an ihn gewandt und ergriff seine Hand. "Wer weiß, wann er (oder einer der anderen beiden) das nächste Mal aufwachen wird."

"Du hast recht", erwiderte Crocodile und lehnte sich an seinen Partner an. Er konnte nicht erklären, woher dieses Gefühl kam, doch aus irgendeinem Grund fühlte er sich nicht wohl dabei den kleinen Welpen aus den Augen zu lassen. Die emotionale Unruhe, die ihn nun seit Wochen schon plagte, kam wieder besonders deutlich zum Vorschein. Es war, als befände sich irgendwo im Inneren seines Körpers eine juckende Stelle, die er nicht kratzen konnte. Crocodile leckte sich über die Unterlippe und spürte, dass seine beiden Fellohren nervös zuckten.

Doflamingo warf ihm einen skeptischen Blick zu. "Nicht durchdrehen", meinte er schließlich und fuhr mit der linken Hand zärtlich über seinen Rücken. "Es gibt keinen Grund zur Beunruhigung. Dass der Kleine viel schreit, muss nichts Schlimmes bedeuten. Und es nützt auch nichts, wenn du dich selbst deswegen verrückt machst. Im Moment können wir sowieso nichts tun. Komm, wir sollten uns nun wirklich schlafen legen. Die Hektik, die du verbreitest, ist ja nicht mit anzusehen."

Weil Crocodile insgeheim wusste, dass sein Partner durchaus recht hatte, beugte er sich dessen Willen. Doch auch wenn er sich ernsthaft darum bemühte ein wenig Ruhe zu finden, machte er in dieser Nacht kein Auge zu. Der Grund dafür lag nicht bei den Kindern (in der zweiten Hälfte der Nacht meldete sich keines von ihnen), sondern bei ihm selbst. Nervös peitschte sein Katzenschwanz umher. Er wusste nicht recht, was es war, doch irgendetwas hielt ihn wach.
 

Obwohl Doflamingo eigentlich all seine Kräfte für die morgige Jagd sammeln sollte, blieb auch er beinahe die ganze Nacht über hellwach. Er spürte sehr deutlich, dass Crocodile, der neben ihm lag, nicht zur Ruhe kam und dessen rastlose Stimmung ging auf ihn über. Anstatt sich zu erholen, beobachtete Doflamingo also seinen Partner und fragte sich zum mindestens einhundertsten Mal, wieso dieser in letzter Zeit bloß so schrecklich flatterhaft war. Eigentlich hatte er Crocodile als eine sehr bodenständige und besonnene Person kennengelernt, doch schon seit ein paar Wochen strahlte dieser eine beinahe schon unerträglich nervöse Aura aus.

Womöglich, dachte Doflamingo plötzlich, wurden beim Crocodile nun doch einige Instinkte und Triebe aktiv, die er für verloren oder zumindest völlig verkümmert gehalten hatte. Immerhin lebte der Kater nun schon seit zwei Jahren draußen in der Wildnis. Und auch eine Hauskatze verfügte über ein gewisses angeborenes Gespür, oder nicht? Vielleicht entfaltete sich endlich das Potenzial, über das Crocodile verfügte.

Unweigerlich kam Doflamingo in den Sinn, dass der Instinkt des Katers sie beide zu den Welpen, um die sie sich inzwischen kümmerten, geführt hatte. Ob da wohl eine Art Vorahnung mit ihm Spiel gewesen war? Hatte Crocodile womöglich gespürt, dass die drei kleinen Säuglinge Hilfe brauchten, lange ehe sie diese überhaupt gefunden hatten? Schließlich hatte der Kater niemals zuvor solch aufgeregtes und angespanntes Verhalten gezeigt.

Doflamingo zog die Augenbrauen zusammen. Er verleugnete die Macht der Instinkte nicht. Alle wild lebenden Gestaltenwandler verfügten über einen sechsten Sinn, sozusagen über ein gewisses Gespür, das ihnen manchmal Wege aufzeigte, die ihnen ansonsten verborgen geblieben wären. Es handelte sich nicht um Aberglauben oder Humbug, sondern um real existierende Triebe, die unbewusst das Handeln mitbestimmten.

Allerdings war Doflamingo bisher immer davon ausgegangen, dass die Instinkte des Katers weitesgehend verloren gegangen waren. Wenn man als Haustier bei den Menschen lebte, benötigte man diese nicht. Und nach jahrhundertelanger Domestizierung verkümmerten Sinne, die nicht genutzt wurden; mit jeder Generation nahm der Einfluss der Instinkte weiter ab.

Doflamingo wusste nicht so recht was er von den Trieben halten sollte, die so plötzlich bei seinem Partner aktiv wurden. Auf der einen Seite war er stolz und freute sich für Crocodile, weil sich dieser schon immer gewünscht hatte über die Sinne einer echten Wildkatze zu verfügen, doch auf der anderen Seite musste Doflamingo ehrlich zugeben, dass ihm diese Veränderung auch missfiel. Er sah es seit jeher als seine Pflicht an den Kater zu beschützen, weil er der Größere, Stärkere und Erfahrenere von ihnen beiden war; in der Rolle des Alpha fühlte er sich ungemein wohl. Dass Crocodile aufgrund der Entwicklung seiner Instinkte unabhängiger von ihm wurde, behagte ihm nicht.

Aber vielleicht interpretierte er auch einfach zu viel in diese Situation hinein. Doflamingo wusste über die Bedeutung von Instinkten und Eingebungen Bescheid, doch er wusste auch von der Existenz des Zufalls. Dass sie beide die kleinen Welpen gefunden hatten, musste kein Zeichen einer höheren Macht darstellen. Womöglich handelte es sich gar nicht um eine schicksalhafte, sondern bloß um eine absolut zufällige Begegnung.

Doflamingo wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er spürte, dass Crocodile sich im Bett aufsetzte. Verwundert sah er zu seinem Partner hinüber. "Was machst du?", fragte er ihn, denn er hatte weder eines der Kinder schreien noch irgendein anderes verdächtiges Geräusch gehört gehabt.

"Ich sehe nur mal kurz nach den Welpen", meinte Crocodile.

"Aber sie sind doch ganz ruhig", wandte Doflamingo ein.

"Ich habe trotzdem ein ungutes Gefühl", erwiderte der Kater unbeirrt und beugte sich zu den drei kleinen Säuglingen hinüber.

Doflamingo beobachtete, wie er seine rechte Hand auf den Kopf desjenigen Babies legte, das ihnen in dieser Nacht bereits so viel Ärger gemacht hatte. Die Augen des Katers weiteten sich entsetzt. Sofort sprang Doflaming von seinem Platz auf und hetzte zu Crocodile hinüber. "Was ist los?", fragte er mit banger Stimme. "Was stimmt nicht mit ihm?"

"Er ist ganz heiß", erwiderte sein Partner in einem Tonfall, der so schrecklich besorgt und verzweifelt klang, das er Doflamingo einen schmerzhaften Stich ins Herz versetzte. "Er glüht förmlich!"

Nicht minder beklommen warf Doflamingo selbst einen Blick auf den kleinen Säugling. Seine Haut war sichtlich gerötet und obwohl er wach zu sein schien, machte er einen sehr schwachen Eindruck. Normalerweise regten die Welpen sich, wenn er oder Crocodile in ihrem Sichtfeld auftauchten, weil sie inzwischen dazu in der Lage waren sie wiederzuerkennen, doch dieses Mal zeigte das Baby überhaupt keine Reaktion. Es streckte seine Ärmchen nicht nach ihnen aus, zappelte und brabbelte auch nicht.

"Ich habe gewusst, dass er krank ist", hörte Doflamingo Crocodile murmeln. Dann meinte dieser mit ein wenig lauterer Stimme: "Was hat er? Wird er wieder gesund werden?"

"Ich weiß es nicht", antwortete Doflamingo wahrheitsgemäß. "Er hat hohes Fieber, das steht fest, doch ansonsten kann ich keine Aussage darüber machen, was ihm fehlt. Fieber kann ein Symptom vieler Krankheiten sein. Im besten Fall ist es bloß eine harmlose Erkältung."

"Und im schlimmsten Fall?" Crocodile wischte sich mit der rechten Hand nervös über den Mund. Seine beiden Katzenohren zuckten aufgeregt, während sein Schwanz bewegungslos dalag.

Doflamingo seufzte leise. Er wollte seinem Partner keine Angst einjagen, doch sie beide mussten der Wahrheit ins Auge sehen: Alles war möglich. Sie wussten nicht, woran der Säugling erkrankt war.

"Ich werde ihn zu einem Arzt bringen", meinte er. "Jetzt sofort. Er sollte so schnell wie möglich untersucht werden."

"Ich komme mit dir", meinte der Kater sofort, doch Doflamingo schüttelte den Kopf.

"Du musst hierbleiben", sagte er und deutete auf die anderen beiden Welpen; sie schliefen friedlich und schienen von der Hektik, die um sie herum geschah, nichts mitzubekommen. "Auch wenn es sich um eine Notsituation handelt, können wir uns nicht bloß auf eines unserer Kinder konzentrieren. Stell dir nur einmal vor, während wir mit dem Kleinen beim Arzt sind, stößt den anderen beiden etwas Schlimmes zu? Dieser Wald ist und bleibt ein gefährlicher Ort."

Crocodile machte zuerst den Eindruck als wollte er ihm widersprechen, doch gab schlussendlich nach und nickte. "Wir sollten keine Zeit verschwenden", meinte er und warf ihm einen ernsten Blick zu. "Je schneller der Kleine untersucht wird, desto besser. Nun geh schon! Ich bleibe solange hier und kümmere mich um die anderen beiden."

Doflamingo nickte. Gerade wollte er sich verwandeln und die Gestalt seines Tiergeistes annehmen, als ihm noch etwas einfiel. Er wandte sich an seinen schrecklich aufgewühlt wirkenden Partner und sagte: "Du solltest dich von ihm verabschieden. Es wird dir danach besser gehen, glaub mir." Er meinte seine Worte absolut ernst.

"Das werde ich garantiert nicht tun!", war allerdings bloß die schrecklich zornige Erwiderung, die er seitens Crocodile erhielt. "Und jetzt mach dich endlich auf den Weg, Doflamingo! Das Leben eines Kindes steht auf dem Spiel!"

Doflamingo zuckte zusammen angesichts der wutentbrannten Reaktion seines Partners; er hatte es nur gut gemeint. Er lebte seit jeher in der Wildnis und kannte die Gesetze der Natur. Nicht jedes Kind, das geboren wurde, überlebte bis zum Erwachsenenalter. Auch in dem Rudel, das er früher angeführt hatte, waren vereinzelt Welpen gestorben. Manchmal handelte es sich um plötzlichen Säuglingstod und manchmal um Krankheiten, gegen die sie nichts ausrichten konnten. Doch er hatte die Erfahrung gemacht, dass es den Eltern immer leichter fiel den Tod ihres Kindes zu verarbeiten, wenn sie sich von diesem verabschieden konnten. Und auch wenn er es hoffte (sogar von ganzem Herzen hoffte), konnte er nicht garantieren, dass der Kleine überlebte. Womöglich litt er bloß an einem grippalen Infekt, doch auch Schlimmeres war leider nicht hundertprozentig auszuschließen.

Doflamingo wies Crocodile nicht noch einmal auf diesen Umstand hin. Stattdessen verwandelte er sich und packte den Welpen mit seinen Zähnen am Nacken; dieser Griff sah zwar grob aus, doch verursachte keine Schmerzen. Der kleine Säugling war sowieso so stark von dem Fieber eingenommen, dass er zu überhaupt keinem Laut und keiner Bewegung mehr fähig war. Sein Körper verwendete jede Energie darauf, die Krankheit zu bekämpfen, die ihn befallen hatte.

Doflamingo warf seinem Partner einen letzten Blick zu, der möglichst zuversichtlich wirken sollte, ehe er sich rasch auf den Weg machte.
 

Kaum war Doflamingo aus der Höhle verschwunden, sackte Crocodile kraftlos zusammen, biss sich auf die Unterlippe und presste die Ballen beider Hände auf seine Augen. Er war furchtbar besorgt. Und dass Doflamingo versucht hatte ihn dazu zu bewegen von dem kleinen Welpen Abschied zu nehmen, stimmte ihn nicht gerade zuversichtlich. Hoffentlich würde der Säugling überleben und bald wieder vollständig gesund werden.

Er befürchtete, dass er den Tod eines ihrer Kinder nicht ertragen könnte. Die Welpen lebten nun schon seit einigen Wochen bei ihnen und Crocodile hatte sich inzwischen sehr stark an sie gewöhnt. Sowohl er selbst als auch Doflamingo hatten ihren Alltag komplett umstrukturieren müssen; plötzlich stand nicht mehr ihr eigenes Wohlergehen, sondern das der Kinder im Vordergrund. Alles drehte sich um die Pflege der drei Säuglinge. Es war keine einfache Zeit gewesen, das gab Crocodile ehrlich zu, doch trotzdem hatte er sie sehr genossen. Das Glücksgefühl, das ihn überkam, wenn er eines der Kinder im Arm hielt und fütterte, war einfach unbeschreiblich.

Auch wenn er wusste, dass sie nicht miteinander verwandt waren, sah er die drei kleinen Welpen längst als sein eigen Fleisch und Blut an. Manchmal erwischte Crocodile sich sogar selbst dabei wie er die Kleinen mit sich selbst oder Doflamingo verglich. Da sein Partner über denselben Tiergeist verfügte wie ihre Findelkinder, war es sehr einfach Ähnlichkeiten festzustellen: Das helle Haar, die blauen Augen, die spitzen Ohren und buschigen Schwänze. Bloß Doflamingos Haut war um einige Nuancen dunkler als die der Babies.

Der Gedanke sich früher oder später von seinen Kindern trennen zu müssen, empfand Crocodile als absolut grauenvoll. Insgeheim hatte er sich längst vorgenommen den Wolf dazu zu überreden die kleinen Welpen zu behalten. Irgendetwas würde ihm da sicher einfallen.

Crocodiles Gedanken wanderten zurück zu dem kranken Welpen, der sich derzeit in Doflamingos Obhut befand. Er hoffte von ganzem Herzen, dass sein Partner rasch einen guten Arzt fand und sich die Erkrankung des kleinen Jungen bloß als eine Erkältung oder Ähnliches herausstellte. Im Gegensatz zu Doflamingo war Crocodile den Tod nicht gewöhnt. Er konnte die Gesetze der Natur nicht so einfach akzeptieren wie der Wolf. Noch immer quälten ihn manchmal Alpträume, in denen er seine beiden Brüder sah. Crocodile wollte nicht noch eine Person verlieren, die er liebte.

Erst als er einen der beiden Welpen, die sich unter seiner Aufsicht befanden, leise wimmern hörte, richtete Crocodile sich wieder auf. Er atmete zweimal tief ein und aus, und ging dann zu dem Säugling hinüber, der nach seiner Aufmerksamkeit verlangte. Es handelte sich um das Mädchen. Crocodile beugte sich über die Kleine und strich ihr zärtlich mit der rechten Hand über den Kopf. Sie lächelte, als sie ihn erkannte.
 

~
 

Crocodile zog sofort misstrauisch die Augenbrauen zusammen. "Ich würde es lieber nicht riskieren zweimal zum selben Arzt zu gehen", erwiderte er rasch. "Auch wenn der Mann auf den ersten Blick hilfsbereit erschien, muss das nicht bedeuten, dass er dir tatsächlich freundlich gesinnt ist. Womöglich hat er längst die Polizei informiert. Im schlimmsten Fall werden eine Menge Polizisten bereit stehen, um dich einzufangen oder sogar zu erschießen, wenn du ein weiteres Mal dort auftauchst. Wir sollten lieber vorsichtig bleiben, Doflamingo. Du weißt doch, dass Menschen grausam sein können."

(Auszug aus Kapitel 6)
 

bye

sb


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo Leute! :)
Ich hoffe sehr, dass euch das 5. Kapitel von "Wolfskinder" gefallen hat.
Armer Dofla & armer Croco, die beiden haben alle Hände voll damit zu tun, sich um ihre drei Findelkinder zu kümmern.^^
Womöglich habt ihr euch bemerkt, dass es vor kurzem einen kleinen Zeitsprung gab: Die Drillinge leben inzwischen seit etwa vier Wochen bei ihren neuen Eltern. Nur so zur Info ;)
Wie es mit dem kranken Welpen weitergeht, woran er leidet und ob er wieder gesund wird, erfahrt ihr im nächsten Kapitel!

bye
sb Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2015-03-22T17:06:09+00:00 22.03.2015 18:06
ach gott der arme kleine
wieder ein schönes kapitel

Lg


Zurück